Was ist an folgendem Satz falsch:
Allerdings gewann die Opposition bei dieser Abstimmung deutlich an Stimmen hinzu, was Beobachter mitunter als Wunsch der Wählerschaft nach Veränderung werteten.
(Gefunden heute in der Online-Ausgabe des SPIEGEL, Volkspartei gewinnt Wahl in Mongolei mit knapper Mehrheit
.)
Die Antwort: Das Wörtchen »mitunter« bedeutet nicht, was es in diesem Artikel bedeuten soll.
Es bedeutet nicht
- zum Teil oder
- teilweise, auch nicht
- manche,
- einige,
- viele oder ähnliches.
»Mitunter« ist ein Adverb mit einer zeitlichen Bedeutung. Der Duden übersetzt es mit manchmal, bisweilen, gelegentlich, von Zeit zu Zeit
und listet als Synonyme, also Wörter mit ähnlicher Bedeutung, zum Beispiel: ab und an, ab und zu, dann und wann, das ein oder andere Mal
.
Versuchen wir nun, den SPIEGEL-Artikel entsprechend umzuschreiben, kommt Unfug heraus:
Allerdings gewann die Opposition bei dieser Abstimmung deutlich an Stimmen hinzu, was Beobachter manchmal als Wunsch der Wählerschaft nach Veränderung werteten.
Oder:
Allerdings gewann die Opposition bei dieser Abstimmung deutlich an Stimmen hinzu, was Beobachter von Zeit zu Zeit als Wunsch der Wählerschaft nach Veränderung werteten.
Gemeint ist aber:
Allerdings gewann die Opposition bei dieser Abstimmung deutlich an Stimmen hinzu, was Beobachter zum Teil als Wunsch der Wählerschaft nach Veränderung werteten.
Noch treffender wäre:
Allerdings gewann die Opposition bei dieser Abstimmung deutlich an Stimmen hinzu, was einige Beobachter
mitunter als Wunsch der Wählerschaft nach Veränderung werteten.
Das Thema wird hier nicht verhandelt, um dem SPIEGEL »eins auszuwischen« (obwohl schon schade ist, dass ein solches Magazin bei der Schlussredaktion manchmal recht nachlässig ist), sondern weil diese Fehlbenutzung momentan um sich greift. Warum auch immer.¹
¹ Wer die Frage nach dem »Warum« schlüssig beantworten kann, bekommt ein Follow bei Mastodon und eine lobende Erwähnung ebendort gratis.