Tut manchmal not.

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Schwarz-weiß-Photographie, Nahaufnahme eines Cellos. Im Hintergrund verschwommen ein Gesicht.
Bild: Massimo Sartirana via Unsplash.

Es gibt Momente von so großer Traurigkeit, dass Worte sie kaum noch zu erfassen schaffen. Manchmal auch gar nicht; manchmal macht Trauer sprachlos. Vielleicht ist das einer der Hauptgründe, warum Menschen Musik erfunden haben? Als Kunst, die imstande ist, jenseits des Verstehens in die tief­sten Bereiche unserer Gefühle zu tauchen. Und uns damit zu bestätigen: Wie unendlich dir deine Traurigkeit jetzt auch vorkommen mag – du bist doch nicht allein in ihr, nicht darin verloren.

Eines jener Stücke, die diese Hoffnung in der aller-, und wirklich: aller!tief­sten Trauer auszudrücken vermögen, ist dieses hier:

Samuel Barber: »Adagio for Strings« op. 11

Vor fast zwanzig Jahren von BBC-Hörern zur traurig­sten Musik der Welt gewählt, entstand das Adagio ursprünglich 1935/36 – Barber war 25, 26 Jahre alt – als Teil des »Streichquartetts Op. 11«, bevor er Ende 1936 eine Orche­sterversion arrangierte. Diese führte 1938 der berühmte Dirigent Arturo Toscanini mit dem NBC Symphony Orche­stra für eine Radioübertragung auf; 1940 gingen er und das Orche­ster damit auf Südamerika-Tour.

Das Stück ist das mit Abstand bekannte­ste von Samuel Osmond Barber II, und es exi­stieren unzählige Versionen.

Hier einige zur Auswahl:

Ein kleines Lamm blickt selbstbewusst und neugierig in die Kamera.
Bild: Mali Desha via Unsplash.

Barber selbst hat das Adagio 1967 auch für Chor arrangiert, mit dem Text des »Agnus Dei« (»Lamm Gottes«) aus der katholischen Liturgie. Hier zwei schöne Aufnahmen dieser Fassung, eine von
 × The Choir of Trinity College, Leitung Richard Marlow,
und die andere vom
 × Vlaams Radiokoor, Leitung Marcus Creed.

Der Text lautet:

‘Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.¹

Lamm Gottes, das du die Sünden der Welt fortnimmst, sei uns gnädig. Lamm Gottes, das du die Sünden der Welt fortnimmst, gib uns Frieden.

Anmerkung: WERNERPRISE° ist der Impuls, zu einer höheren In­stanz (in diesem Fall Jesus, für den das »Lamm Gottes« stellvertretend steht) zu beten, vollkommen fremd. Weder aber macht das die Musik weniger schön, noch tut es der lautmalerischen Schönheit der Zeilen und der Inbrunst² der Sänger Abbruch.

Nicht mal ansatzweise so traurig, aber trotzdem ein musikalischer Verwandter von Barbers »Adagio for Strings« ist übrigens »Nimrod« von Edward Elgar aus den »Enigma Variations« op. 36, hier gespielt vom WDR Funkhausorche­ster und dirigiert von Helmuth Froschauer.

¹ Schrift: Aquiline Two von Manfred Klein.
² [Note to self: »Inbrunst« Kandidat fürs Wortmuseum?]

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