Pro-pan-ganda.

3 Minuten Lesedauer
Die Afro-Amerikanerin Erykah Badu trägt ein buntes, indigen anmutendes Stirnband, um ihre vielen Haare zu bändigen, außerdem auffällige, aus größer werdenden Kreisen bestehende Ohrringe und einen Nasenring. Der Bildhintergrund ist orange-braun und mutet ebenfalls indigen an.
Erykah Badu in dem Interview.
Copyright: Fair use.

Erykah Badu zitiert in diesem kurzen Interview-Ausschnitt eine Philosophie, die besagt, dass 85 Prozent der Menschen auf dem Planeten Mitläufer [followers] sind. 10 Prozent der Menschen auf dem Planeten sind Kreative [creatives] oder Anführer [leaders]. Und 5 Prozent der Menschen sind Beobachter [observers]. Letztere werden oft entweder gleich ermordet oder anderweitig zum Schweigen gebracht, weil sie den 10 Prozent ihr Geschäftsmodell verhageln. Und das geht deswegen so einfach, weil die Leute geführt werden wollen.

Woher auch immer diese Philosophie stammt, wie zuverlässig auch immer die Informationen der Sängerin und Musikerin sind, intuitiv zumindest scheint diese Einschätzung leider sehr richtig.

Wer gelenkt wird, muss dieser Lenkung erstmal zustimmen — zumindest unbewusst, ja. Und laut Erykahs Zitat wollen die allermei­sten das auch. Allerdings sind die Lenkungsmethoden schon auch sehr perfide, siehe – als ein sehr deutliches Beispiel – Cambridge Analytica.

Wer die Wirkmacht von Propaganda in Bezug zur Formbarkeit von Menschen setzt, schiebt damit nicht die Verantwortung auf andere ab, sondern benennt die Komplexität zutreffender.

Die AfD ist nicht zuletzt so stark geworden, weil in Deutschland immer noch viele Menschen im Herzen Nazis sind. Trotzdem »hilft« es, dass externe Kräfte Zweifel säen mit Desinformation und Lügen.

Die riesige Ölplattform mit unzähligen stählernen Aufbauten auf vier gewaltigen, orangefarbenen Säulen liegt schräg im Meer.
Die sinkende Ölplattform Thunder Horse, 2005. Quelle: Wikimedia.

Und »externe Kräfte« kann zum Beispiel auch bedeuten: BP/Exxon/Shell, die seit den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts gezielt Fehlinformationen zum Einfluss von CO₂ auf das Klima verbreitet haben. Da gab es schon den Bericht an den Club of Rome, »Die Grenzen des Wachstums«, aber das war halt ein dickes Buch, anstrengend zu lesen. Da hat man lieber der Fossil-Propaganda geglaubt. Und bis heute hält diese Verbreitung von Falschinformationen an, wie dieser (englischsprachige) Kommentar im Magazin Salon belegt.

Ein Fazit könnte sein: Es braucht immer zwei – nämlich Akteure, die lenken, und Menschen, die sich lenken lassen. Er­stere sind aber allermei­stens in einer Machtposition, die sie für ihre Propaganda schamlos ausnutzen. Sie haben, ganz einfach gesagt, das Geld, »alternative Fakten« zu kaufen und zu verbreiten.

Für einen etwas positiveren Ausklang und als P.S.: Erykah hat im August 2018 einen der legendären npr-Tiny-Desk-Gigs performt. Sehr sehens- und hörenswert!

Mehr ≠ weniger!

< 1 Minute Lesedauer

Es scheint ein allgemeines Missverständnis vorzuliegen. Anders sind gegenwärtige Trends nicht erklärbar.

So wissen immer mehr Menschen, dass der Ausstoß von CO₂ die Erdatmosphäre aufheizt und den pH-Wert der Ozeane verändert – kurz, das Klima kollabieren lässt. Und trotzdem kaufen immer mehr Menschen gewaltige SUVs, deren Umweltbilanz katastrophal ist.

Immer mehr Menschen wissen auch, dass Avocados eine ähnlich unterirdische Umweltbilanz haben. Und doch kaufen immer mehr Menschen immer mehr Avocados; verfünffacht habe sich der Import nach Deutschland, berichtet DER SPIEGEL.

Und noch so ein 180°-Phänomen: Immer mehr Menschen wissen, dass Fast Fashion ruinös ist für Umwelt und in der Branche Arbeitende, für die psychologische Beschaffenheit von Teenagern, aber auch Erwachsenen. Und doch wächst die Branche nahezu unaufhaltsam. Gerade hat HBO eine Dokumentation über die beliebte Modemarke Brandy Melville herausgebracht: A very odd and ugly worldview titelt der Guardian-Artikel.

Also, zurück zur Überschrift: Nein, liebe Mitmenschen, mehr ist nicht weniger! Es ist genau umgekehrt: Weniger ist mehr!

WERNERPRISE° — Das Blog.